Stephan Opitz für seen.by: Weltreise in den schönsten Grautönen
Von Brandenburg in die Bretagne, von Venedig ins Hochland von Tibet: Am liebsten präsentiert Stephan Opitz seine Fotos in Schwarz-Weiß. Detailreiche Grautöne sollen den Blick auf das Wesentliche lenken und das Auge ruhen lassen.
Unser Leben ist bunt und laut, unsere Sinne laufen über vor Farben, Musik und Gerüchen. Manchmal stecken wir mittendrin und genießen den Überfluss, manchmal sehnen wir uns nach Ruhe und Reduktion. Für solche Momente empfehlen sich die Landschaftsfotos, die Stephan Opitz bei seen.by präsentiert. Der Atlantik bei Sonnenaufgang, eine Schneelandschaft in Asien oder einfach ein Wald in Brandenburg: „Mit Grautönen und Kontrasten kann man oft eine intensivere Wirkung erzielen“, sagt der 31 Jahre alte Fotograf aus Potsdam. „Farben lenken leicht vom Wesentlichen ab.“
Angefangen hat er mit Architekturfotografie, denn Gebäude haben zwei wunderbare Eigenschaften: Sie stehen still und werden nicht ungeduldig. Stephan Opitz konnte zu jeder Tageszeit, bei jedem Licht wiederkommen, um Blenden, Details und Bildaufbau zu studieren. Inzwischen fotografiert er alles und überall, von den Beelitzer Heilstätten, die sich unter „Marodes“ auf seiner Website wieder finden, bis hin zu Portraits von Menschen, denen er auf Reisen begegnet. Manche Fotos sind in Farbe, doch oft kommt er auf die mit verschiedenen Graufiltern erzeugten Schwarz-Weiß-Bilder seiner Canon zurück. Vorbild sind ihm die klassischen, analog fotografierten Arbeiten von Josef Hoflehner. „Ein wunderbarer Fotograf, dessen Bilder einen fantastischen Detailreichtum aufweisen.“
Manche seiner eigenen Fotos überraschen durch die Wahl des Motivs. Wie kommt man aus Potsdam ausgerechnet im Winter nach Tibet? Eigentlich nicht wegen des gigantischen Anblicks, sondern wegen der interessanten Sedimente dort. Denn Stephan Opitz ist nicht nur Fotograf, sondern auch Geologe und Klimaforscher am Alfred Wegener Institut. Als solcher hat er die Gelegenheit, an Plätzen dieser Erde zu fotografieren, die andere nur schwer erreichen können. „Neben der Landschaft waren auch die Menschen in Tibet faszinierend“, erinnert er sich. „Sehr aufgeschlossen, freundlich und stolz.“ Seine Portraitserie der Tibeter wurde in Potsdam ausgestellt. Auch mehrere andere Arbeiten von Stephan Opitz gewannen Preise und Auszeichnungen, obwohl er betont: „Ich fotografiere in erster Linie für mich selbst.“ Oder wie der große Henri Cartier-Bresson einst über das Fotografieren sagte: „Es ist eine Art zu leben.“
Das sieht auch Stephan Opitz so. Man läuft anders durch die Welt, wenn man nach Motiven Ausschau hält. Man macht auch seltener Urlaub, geht stattdessen auf Fotoreise. „Manchmal, wenn ich um halb vier aufstehe, um den Sonnenaufgang in der Bretagne zu erleben, passiert es mir, dass ich einfach dastehe, den Moment genieße und ganz vergesse zu fotografieren.“ Was einmal mehr beweist: Fotografieren kann glücklich machen.
Regine Dee
seen.by