Visionen vom Wohnen

24. Februar 2009, keine Kommentare, Kategorie(n): Aktuelles

003
Schwimmende Glücksinseln und Öko-Städte, die keinen Abfall und kein Kohlendioxid produzieren, aber mit vernetzten Räumen jeden Wunsch erfüllen – die Architekten und Designer geben grünes Licht für die Zukunft. Im Team mit Ingenieuren und Technikern entwickeln sie neuartige Formen und grandiose Möglichkeiten. Im Fokus stehen dabei eine optimale Ökobilanz im Mix mit neuen Technologien und vor allem: die Bedürfnisse der Menschen.

Lilypads – zu deutsch “Wasserlilien“ – taufte der französische Architekt Vincent Callebaut sein visionäres Wohnprojekt für das Jahr 2100. Und stellt sich dabei schwimmende, autarke Luxusstädte vor, die bis zu 50.000 Menschen Platz bieten. Bisher ein Produkt seiner Phantasie. In Dubai allerdings ist die Insel-Idee schon bald Gegenwart: 2006 wurde das Projekt “Dubai Waterfront“ von Sheikh Mohammed, Kronprinz von Dubai, vorgestellt. Bei der Fertigstellung wäre es das längste von Menschen erschaffene Ufer der Erde. Das Projekt ist etwa 35 Kilometer von der Glitzerstadt Dubai entfernt und besteht aus einer Anhäufung von gezirkelten Bauflächen, durchsetzt von Kanälen, inneren Wasserflächen und sechs mittelgroßen, ins Meer hinausragenden Inseln.

Neben Luxushotels, Wohngebäuden und Villen sind lokale Einkaufsstätten, Park- und marine Verkehrsanlagen geplant. Der neue Stadtteil “Dubai Waterfront“ soll etwa 1,5 Millionen Menschen beherbergen und in zehn autarke Stadtteile unterteilt werden. In gigantischen Ausmaßen: Das Gebiet wäre mit einer Gesamtfläche von 440 qkm größer als Köln und fast halb so groß wie Berlin.

In der arabischen Zukunftsmetropole geben sich die Superlative ein Stelldichein. Ebenfalls im Bau und voraussichtlich 2016 fertig gestellt: die Öko-Stadt Masdar-City. Teil einer groß angelegten Initiative für erneuerbare Energien. Dafür stellen die Scheichs ein Budget von 22 Milliarden Dollar zur Verfügung. Schließlich soll auf Luxus und Komfort nicht verzichtet werden. “Wir wollen beweisen“, erklärt Projektleiter Sultan Al Jaber gegenüber einem Nachrichten-Portal (das war Spiegel Online), “dass der Einsatz sauberer Energien nicht zu einer Reduktion des Lebensstandards führt.“ Der britische Stararchitekt Lord Norman Foster entwirft die CO2-neutrale Metropole, die sechs Quadratkilometer groß sein wird und hat die einmalige Chance, eine Metropole von Grund auf nach ökologischen Kriterien zu planen.

Gespart wird dabei nicht nur Energie, sondern auch Wasser. Im Vergleich zu traditionellen Städten werde der Konsum weniger als halb so groß sein, versprechen die Planer. Was sich auch auf die Energiebilanz überaus positiv auswirken dürfte: Wasser wird am Golf aus energetisch aufwendigen Entsalzungsanlagen gewonnen.

Die Öko-Bilanz muss stimmen

Energiebilanz ist ein Thema, das auch in Deutschland Designer und Architekten beschäftigt. Ein Spezialist und Fachmann für das Bauen mit optimaler Öko-Abrechnung ist der Architektur-Visionär und Ingenieur Werner Sobek von der Universität Stuttgart. Das Stuttgarter Team wagt ganz neue Ansätze und entwickelt z.B. Bauten, deren Dächer oder Hüllen aus Stoffen bestehen, die Wärme speichern können.

Bei all dem spielen Hightech und neue Materialien eine entscheidende Rolle. Sogar der alte Baustoff Beton wird neu kreiert – leicht und fest zugleich. Aufgeschäumt mit Luftblasen und punktuell verdichtet, nach dem Vorbild von Knochen. Solch ein Blubber-Beton könnte – wenn nicht nur Wände sondern auch Decken damit gebaut würden – bis zu zwanzig Prozent Gewicht bei Gebäuden einsparen! Denn dann avancieren Fundamente, Stützen, Tragwerke plötzlich zu Leichtgewichten, und Wolkenkratzer ließen sich deutlich kostengünstiger bauen und würden zudem noch weniger Energie verbrauchen.

Intelligente Baustoffe schaffen neuen Raum für die Verknüpfung von Architektur, Hightech und menschlichen Bedürfnissen. “Verschmelzung von Architektur-, Design- und Technologiekonzepten“ bringt es das Bau-Medienprojekt “e-wohnen der zukunft“ in Berlin auf den Punkt. Das Projekt forciert “intelligentes Wohnen“ und beschäftigt sich mit zukunftweisenden Ideen und Möglichkeiten modernster Art, für einen neuen Wohnstandard in Alt- und Neubauten.

So wird das Leben zum Beispiel immer mobiler und damit das Zuhause als Ort der Entspannung zunehmend wichtiger. “Unser Wohnumfeld muss neuen Anforderungen genügen: Es muss der Mobilität seiner Bewohner entsprechen, technologische Grundvoraussetzungen bereithalten, die unser Leben entlasten statt belasten.  Es muss unseren fünf Sinnen Raum zum Wohlfühlen geben. Es darf einfach kein Luxus mehr sein, in jedem Raum online gehen zu können oder Musik zu hören!“, erklären die Macher rund um Initiator Dirk Fabarius in ihrem Newsletter. Und arbeiten für ihre Projekte mit namhaften Designbüros zusammen, die für neue Ansätze und visionäre Entwicklungen stehen.

Wie z.B. das Architekturbüro Graft – gegründet vom Kreativ-Trio Thomas Willemeit, Wolfram Putz und Lars Krückeberg. Grenzen aufzulösen gehört zu ihrer Spezialität. Unerwartetes, Überraschendes und globaler Transfer räumlicher Qualitäten zu ihrem Markenzeichen. Graft ist in der ganzen Welt zu Hause, betreibt Büros in Berlin, Los Angeles und Beijing und sorgte unter anderem mit Häusern für Hollywood-Beau Brad Pitt für Gesprächsstoff.

Mix aus Kunst und Strategie

Bei der Non-Profit Organisation “Make it Right“ engagieren sie sich im Team mit dem populären Schauspieler für den Wiederaufbau von Wohnraum in New Orleans, wo Hurrican Katrina und die anschließende Flutkatastrophe eine Schneise der Verwüstung hinterließen. Das “Think Pink Project“ ist die virtuelle Stadt der Hoffnung, ein Hybrid aus Kunst, Architektur, Film, Medien und Spendenstrategien.

Engagement, das für Schlagzeilen sorgt. Aber auch “um die Ecke“ wächst das Interesse für zukunftsgerechtes Bauen. Bestes Beispiel: das Energiesparhaus der Familie Feldmann, das bereits den Energiestandard 2012 erfüllt und von der ARD beim Bau begleitet wurde. Auf dem Dach hat der Bauherr neun große Sonnenkollektoren installiert. Diese Wärme wird über ein Rohrleitungssystem in einen Wärmespeicher unter dem Haus geleitet und kann dort mehrere Wochen gespeichert werden. Auch die Erdwärme wird mittels Tiefenbohrung genutzt. Modernste Dämmung und  Wärmegewinnfenster sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung senken die Heizkosten und schonen die Umwelt. Fazit: In Sachen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind die Möglichkeiten noch längst nicht ausgereizt.

Grund genug für den BDA (Bund Deutscher Architekten), unter dem Motto “Energieeinsparung trifft Architekturqualität!“ 2008 zum vierten Mal den “Architektur Preis – Zukunft im Bestand“ für die Sanierung eines Wohnquartiers  auszuloben. Dem Berliner Architekturbüro Springer Architekten gelang es auf vorbildliche Weise, unter Berücksichtigung architektonischer wie energetischer Aspekte ein aus den 1950er Jahren stammendes Wohnquartier zu sanieren und zu verdichten.

Der Preis soll dazu beitragen, das öffentliche Bewusstsein für Architekturqualität auch bei energetischen Maßnahmen im baulichen Bestand zu heben. Denn: Etwa ein Drittel des Energiebedarfs in Deutschland entfällt auf das Heizen und Kühlen von Gebäuden. Altbauten gelten dabei als größte Energiesünder. Sie schlucken drei- bis fünfmal mehr Heizenergie als neue Häuser. Durch Modernisierung, Sanierung und Solartechnik können Gebäude in wenigen Jahren von Energieverbrauchern in kleine Kraftwerke umgewandelt werden. Die Zukunft wird es zeigen.

Comments are closed.

DesignPresse – Die PR Agentur für Design

DesignPresse ist die Internetplattform der PR-Agentur beckerandfriends mit dem Schwerpunkt auf Design- und Lifestylethemen, Sitz in der Medienmetropole Hamburg. Tagesaktuell wird über die Neuheiten der international aktiven Kunden berichtet. Stories und Berichte über relevante Events und Messen der Designbranche runden das Themenspektrum ab.

Agenturchefin Elke Becker kann auf 20-jährige Verlags-Erfahrung verweisen. Neben der Wohnidee gehörte die Journalistin lange Jahre zum Team des Fachverlages Ferdinand Holzmann aus Hamburg. Die letzten acht Jahre hat sie die Redaktion des Designmagazin arcade geleitet.