Mailand 2010: Green Design, starke Trends und neue Styles
Strahlender hätte er gar nicht beginnen können: Seit Mittwoch läuft der Salone del Mobile in Mailand, und schon am ersten Tag strömten die Besucher in Scharen ins sonnendurchflutete Messezentrum von Rho. Die 2542 Aussteller hatten sich ins Zeug gelegt, und es gab viele gute Präsentationen, starke Trends und interessante Gäste. Karim Rashid, Patricia Urquiola, die Bouroullec-Brüder, James Irvine, Jamie Hayon und Mika Tolvanen machten ebenso wie Stefan Heiliger, Martin Ballendat und Jan Armgardt ihre Aufwartung.
Die Standpräsentationen zeigten trendmäßig in zwei Richtungen. Neben coolen Schwarz-Weiß-Kontrasten gab es endlich auch wieder viel Farbe. Frische Gelb-, Blau- und Violetttöne leuchteten mit Pink und Aubergine um die Wette. Mit dabei natürlich die mega-angesagten Schlammtöne, die viele Aussteller prächtig in Szene gesetzt hatten.
Schöne Strukturen – innen und außen – zeigte der Stand von Moroso. Witzig auch die Wandmalereien bei Zanotta und die Scherenschnitt-Optik bei Rolf Benz, Casamania setzte auf Bilder, Bilder und noch mal Bilder – und überzeugte. Frech und Platz sparend auch die Deckeninstallation bei Thonet. Creativ-Director James Irvine platzierte einen Teil der Neuheiten einfach unter der Decke. Genial!
Die Trendbörse Mailand schüttete natürlich auch ein Füllhorn an Produktneuheiten aus, die viele Trends verstärkten und neuen Styles den Weg ebneten. Dazu gehörten: strukturierte Oberflächen mit dekorativen, relief-artigen Ebenen (MDF Italia), mutige Wandgestaltung (Domodinamica), technisch perfekte Ausziehmechanismen (KFF), bezogenen Stuhlbeine (Cattelan Italia, Kristalia), Green-Design in allen Facetten (die Campanas für Edra, drahtloses Loomgeflecht bei Accente), emporragende Hochlehner (Driade) und lässige Sitzgelegenheiten mit farbigen und strukturierten Bezügen (Moroso).
Wow-Effekte gab es bei Gandia Blasco. Die neuen Urquiola-Teppiche (Foto ganz oben), die fast schon skulpturalen Charakter haben, sind Volltreffer. Und an der Wand genau so schön wie auf dem Boden. Nicht weniger beeindruckend Casalis und Nani Marquina mit tollen Dessins und Colorits.
Genauso spannend und turbulent wie der Salone zeigte sich das Off-Programm in der Stadt und der Zona Tortona, dem bei allen Designfans beliebten Kult-Stadtteil. Wer hip und trendy sein will – oder auf der Messe keinen Platz mehr bekommt – stellt hier aus und feiert sich, das Design und natürlich Parties. Besuchermassen garantiert! Große Marken wie Poltrona Frau, Cassina, Cappellini oder Moooi stellten ebenso in der Region rund um die Via Tortona aus wie kleine feine Marken (ora-ito, vitamin design), die sich den Weg nach oben noch erkämpfen müssen.
Elke Becker